Vom 14. bis 15. Januar 2025 nahmen Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen des Studierendenwerks Gießen am MHFA-Ersthelfer-Kurs teil. Die Abkürzung MHFA steht für „Mental Health First Aid“ und beschreibt ein Konzept, das Menschen darin schult, in psychischen Krisensituationen kompetent zu handeln. Aber was genau bedeutet das?
Wenn sich jemand körperlich verletzt, wissen wir meist, wie wir als Ersthelfende reagieren sollten. Doch wie gehen wir vor, wenn eine Studierende in der Beratung, ein Student im Wohnheim oder eine Kollegin Anzeichen einer psychischen Krise zeigt? Hier setzt der MHFA-Ersthelfer-Kurs an: Teilnehmende lernen, wie sie in akuten psychischen Notlagen helfen können und wie sie Menschen ansprechen, bei denen das seelische Gleichgewicht in Schieflage geraten ist.
Das Kurskonzept wurde 2000 in Australien entwickelt und wird seit 2019 vom „Zentralinstitut für Seelische Gesundheit“ als Lizenzträger in Deutschland angeboten. Ziel ist es, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu stärken und Handlungssicherheit im Umgang mit Betroffenen zu vermitteln.
Fundiertes Wissen und praxisnahe Übungen
Die selbstständige Trainerin Ellen Brauner vermittelte den Teilnehmenden grundlegende Kenntnisse zu häufigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen, Psychosen und Abhängigkeiten. Neben der Wissensvermittlung standen praxisnahe Methoden im Fokus: Gruppenübungen, Rollenspiele und Videoeinheiten halfen dabei, das Gelernte direkt anzuwenden. Ein Schwerpunkt der Schulung lag darin, wie man Betroffene respektvoll anspricht und ihnen Begleitung anbietet.
Psychische Gesundheit – ein wachsendes Thema
Statistiken verdeutlichen die Relevanz solcher Schulungen: Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ist jedes Jahr fast ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen. Der aktuelle DAK-Psychoreport 2024 zeigt zudem, dass die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen in Deutschland auf einem Rekordniveau sind. Besonders gravierend: Eine Krankschreibung aufgrund einer psychischen Erkrankung dauert im Durchschnitt 29,6 Tage – länger als bei vielen körperlichen Erkrankungen.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es für Unternehmen ist, präventive Maßnahmen und Unterstützungsangebote zu schaffen. Das Studierendenwerk Gießen setzt mit der Qualifikation von MHFA-Ersthelfenden ein starkes Zeichen für die Bedeutung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz.
Ein Gewinn für alle
Die positive Resonanz am Ende des Seminars zeigte: Diese zwei Tage haben sich gelohnt. Die Teilnehmenden gewannen an Sicherheit im Umgang mit mentalen Problemen – sowohl im Kontakt mit Studierenden als auch mit Kolleginnen und Kollegen. Die neu erworbenen Fähigkeiten verringern Hemmschwellen, wenn es darum geht, Hilfsangebote zu machen und Unterstützung zu leisten.